Im 19. Jahrhundert vollzog Japan den Wandel von einem unbedeutenden Inselstaat zu einer der ökonomisch stärksten und technologisch innovativsten Industrienationen der Welt. Dieser Erfolg wurde erst möglich durch die rasche Einverleibung westlichen Wissens, das japanisiert wurde. Doch auf welche Weise kam es zu Japanisierungen? Gibt es in der Geistesgeschichte Japans einen Code, auf dem diese Aneignung fremder Ressourcen basiert? Peter Lutum verortet den Prototypus aller Japanisierungen im Altertum: Das exogene Wissen koreanischer und chinesischer Immigranten wurde für die Umsetzung eigener Ziele modifiziert. Es fungierte als Ressource für diverse Strategien, mit denen Tradition verteidigt und Fortschritt generiert wurde. Diese Dialektik zwischen Abwehr und Verlangen bildet seither die mentale Achse für reaktionäre und innovative Denkmodelle, die indigene Formen der Selbsterhaltung repräsentieren. In dieser Studie wird anhand zahlreicher Übersetzungen von Originalquellen nicht nur deutlich, wie in Japan Macht und Mythos eine Symbiose eingehen, sondern auch ein kultureller Archetypus sichtbar, der sich in der Geschichte durch verschiedene Variationen perpetuierte und die Kultur Japans bis in die Gegenwart prägt.