Neuerscheinung zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation in Chur und Graubünden
Ein kleines Büchlein mit grossen Ideen: «Haben die Reformierten den Kapitalismus erfunden?» Unter diesem Titel hat der Publizist Martin A. Senn ein Streitgespräch zwischen Leonhard Ragaz und Max Weber veröffentlicht, das nie stattgefunden hat - und doch authentischer und aktueller kaum sein könnte.
Auf der einen Seite steht Leonhard Ragaz (1868-1945), der berühmte einstige Bündner Pfarrer, Zürcher Theologieprofessor und Mitbegründer des religiösen Sozialismus in der Schweiz. Auf der anderen Seite steht Max Weber (1864-1920), der grosse deutsche Nationalökonom und Kultursoziologe. Weber sah im Protestantismus einen Grundstein des modernen Kapitalismus, Ragaz hingegen eine Quelle des Sozialismus.
Im Verlauf des Gesprächs nähern sich die scheinbar unversöhnlichen Haltungen langsam an. Weber bekennt, dass ihm die Auswüchse des modernen Kapitalismus auch zuwider sind. Und Ragaz anerkennt Webers These, dass der Protestantismus die Arbeitseinstellung der Menschen grundsätzlich verändert hat.
Das kleine, 48 Seiten umfassende Bändchen gibt einen leicht lesbaren Einblick in zwei Gedankenwelten, die das 20. Jahrhundert mitgeprägt haben.