Piz Palü - Himmelsgrate zwischen Engadin und Veltlin. Schon der Regisseur Arnold Fanck fühlte sich von der "schönen Bergform", von den "grossartigen Gletscherabbrüchen und Eiswänden" und vom Klang des Namens so angezogen, dass er ihn als Schauplatz für seinen Bergfilm über ein Lawinenunglück in den Alpen wählte. Eingebettet zwischen der Ikonografie romantischer Sehnsucht und expressionistischer Dramatik begründete er mit "Die weisse Hölle vom Piz Palü" 1929 das Genre des deutschen Bergfilms und schuf zugleich dessen in der Rückschau wegen der Glorifizierung des unerbittlichen Schicksals und der bedingungslosen Selbstaufgabe, wegen des übersteigerten Heroismus und der faschistischen Hingabe an den Irrationalismus nicht unumstrittenen Höhepunkt. Doch blieb am Piz Palü die Zeit nicht stehen: 1956 wurde die Seilbahn auf die Diavolezza gebaut und der Berg zu einem Massenziel. Zwei- bis dreitausend Menschen steigen mittlerweile jedes Jahr auf seinen Gipfel; manchmal zweihundert an einem Tag. Von Drama und Gefahr mag dabei niemand mehr sprechen. Und schon gar nicht von kathartischer Wirkung. Die elegante Ästhetik des Berges, die Wildheit seiner Hängegletscher zwischen den imposanten Felspfeilern ziehen Alpinisten aller Klassen an. Für das in der AS-Reihe "Bergmonografien" erschienene Porträt des Piz Palü griffen die Herausgeber die Struktur des Filmmanuskripts wieder auf. So entstand ein spannendes und abwechslungsreiches Potpourri aus Alpinismus, Kultur, Tourismus und Landschaft, das mit historischen Plakaten und hervorragenden Fotografien aufwendig illustriert ist.