Ich lese gerade...
Erstellt am03.04.2024
Wenn man als Frau geboren wird, kommen die Selbstzweifel ab Werk.
"Ich bin nicht so wie andere Frauen."
Das ist der typische Satz eines pick me girls. Wahrscheinlich finden sich die meisten Frauen in dieser Aussage wieder. Nicht nur in der Abgrenzung zu einem ganzen Geschlecht, sondern vor allem auch als Herabwürdigung des eigenen Selbst.
So ist Sophie Passmann absolut überzeugt davon: Wenn man als Frau geboren wird, kommen die Selbstzweifel ab Werk. Und alle Mädchen werden spätestens ab der Pubertät mit der "goldenen" Regel konfrontiert. Nämlich, dass der männliche Blick die höchste Währung sei.
Zur Illustration dieser Überzeugung zieht Sophie Passmann Erlebnisse aus ihrer Biografie heran und verbindet diese mit einem ausufernden Streifzug durch die Pop- und Netzkultur. Es geht um Essstörungen, toxische Beziehungen, sexuelle Belästigung, Schönheitswahn und Shitstorms.
Die junge Autorin war mir durch die Talkshow Neo Ragazzi bereits bekannt. Sie ist jung, frech und wirkt auf mich absolut selbstbewusst. So habe ich mich sehr gefreut, in dieses Buch einzutauchen.
Passmanns Ton ist auf Lässigkeit und Tempo angelegt – schonungslos sich selbst und der Welt gegenüber. Leider verliert sich die Autorin teilweise in Wiederholungen und Widersprüchlichem. Trotzdem, pick me girls ist durchaus lesenswert. Sich selbst in Bildern zu finden oder eben auch nicht, macht die Sache spannend. Dinge genau so erlebt zu haben oder eben gerade nicht, auch.
Passmann schreibt, dass sie dieses Buch für junge Frauen geschrieben habe – Umarmung inklusive. Diese Liebe und Solidarität allen Frauen und vor allem auch sich selbst gegenüber schimmert für mich absolut durch und macht diese Lektüre wichtig und wertvoll.
