"Vielleicht neun", sagt Jurek, wenn ihn jemand fragt, wie alt er ist. Auch dass er eigentlich Srulik heißt, hat er vergessen. Denn es ist besser, Pole zu sein als polnischer Jude. Als Jurek noch Srulik hieß, lebte er mit seinen Eltern im Getto von Warschau. Doch eines Tages wurde sein Vater verhaftet und er verlor seine Mutter aus den Augen. Auf abenteuerlichen Wegen gelangt er aus dem Getto. Seitdem ist er völlig auf sich allein gestellt. Er lebt im Wald, lernt, wie man auf Bäumen schläft, mit einem Pferdehaar Vögel fängt und mit der Steinschleuder Eichhörnchen erlegt. Doch die Einsamkeit treibt ihn immer wieder zu den Menschen, in die Dörfer - und schließlich in die Fänge der deutschen Soldaten mit dem Totenkopf auf der Uniform. Mehrmals entkommt er ihnen, wird wiederaufgegriffen und rettet sich am Ende hinter die russische Frontlinie. Der Roman beruht auf dem Bericht eines Mannes, der als Kind den Holocaust überlebte und seine jüdische Identität erst allmählich wieder fand. Uri Orlev erzählt die authentischen Ereignisse ganz nah an der Wahrnehmung des Kindes, ohne Pathos und starke Effekte und gerade dadurch besonders bewegend.