Rezension:
Ferdinand von Schirach ist Strafverteidiger. In knappen, präzisen und trockenen Sätzen beschreibt er in einem knappen Dutzend Geschichten spektakuläre Fälle, wie er sie in seinem Beruf antrifft, oder antreffen könnte. Ob nun Fiktion oder Realität, der Autor versteht es, durch die Schilderung des Umfeldes, der Motive und des Milieus seinen Figuren Leben einzuhauchen oder zu nehmen.
Da gibt es die Geschichte vom angesehenen Arzt, der seine grosse Liebe heiratet und sie nach vierzig Jahren Ehe mit der Axt zerstückelt, duscht und die Polizei ruft.
Oder die zwei Kahlköpfe, die des Nachts in der U-Bahn einen einsamen Passanten drangsalieren und dabei an den Falschen geraten.
All die Geschichten fesseln einen und lassen einen kaum noch los. Durch ihre Realitätsnähe verfolgen die Geschichten die Leserschaft bis in den Schlaf.
Kaum fertig dürstet es einen nach weiteren Geschichten von Schirach.
Esther Schuler