Sie war selbstbewusst und klug und galt als ein echtes Multitalent; nur eines hatte die älteste Tochter Thomas Manns eigentlich nicht werden wollen: Schriftstellerin. Doch um ihre vielen Reisen zu finanzieren, begann Erika Mann in den zwanziger Jahren zu schreiben - und hatte ungeahnten Erfolg. Ihre Glossen und Schmonzetten waren schon bald begehrt: Texte einer jungen, emanzipierten Frau in der Blütezeit der Weimarer Republik. Sie schrieb über Menschen und Städte, Autorennen und Hotelerlebnisse, Theaterabende und Reiseerfahrungen.
Nach dem Machtantritt Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 war alles anders: Erika Mann musste - wie ihre gesamte Familie - emigrieren. Was sie nun schrieb, war von bitterem Ernst geprägt. Ihre Reportagen dienten der Aufklärung über die Nazi-Herrschaft. Sie war mutig bis zur Tollkühnheit und bereiste ab 1939 unerschrocken die Kriegsschauplätze in Europa und im Nahen Osten. Sie interviewte Generäle, sprach mit Kriegsopfern, beteiligte sich an den Debatten um die Zukunft Deutschlands nach dem Ende des Nazismus. Im Spätherbst 1945 war sie als Berichterstatterin bei den Nürnberger Prozessen akkreditiert.
Zum ersten Mal werden jetzt die wichtigsten Aufsätze und Reden in einem Band zusammengefasst. Die Texte, von denen viele in Deutschland noch nie gedruckt wurden, spiegeln ein in jeder Hinsicht ungewöhnliches Frauenleben. Erstmals werden auch die Fragment gebliebenen autobiographischen Aufzeichnungen der Autorin (Arbeitstitel: "I of all people - Ausgerechnet ich") veröffentlicht.