Als sie in ihre Wohnung zog, mit dem weiten Blick über die judäische Wüste, als sie den strahlenden Sternenhimmel sah und die streunenden Kätzchen, da glaubte Angelika Schrobsdorff, endlich den Ort gefunden zu haben, der für sie Heimat bedeuten könnte.
Heute, fast zwanzig Jahre später, hat sie begreifen müssen, dass Frieden und Sicherheit eine Illusion bleiben werden, dass sie sich abfinden muss mit dem Zerfall einer Ära, die mit Hoffnung, mit Jugend, mit Aufbruch zu tun hatte. Aber sie weiß auch, dass sie bleiben wird in diesem schwierigen Land, "in meiner Wohnung zwischen meinen amerikanischen, russischen, israelischen und arabischen Nachbarn, auf meiner Terrasse zwischen den Bergen Moabs, von denen die Kinder Israels ins gelobte Land hinabstiegen, der goldenen Kuppel des Felsendoms, aus dem der Prophet Mohammed auf einem Schimmel in den Himmel ritt, und den begehrten jüdischen Gräbern des Ölbergs, von denen der Weg zu dem, in dessen Namen man sich umbringt, der kürzeste und unbesch werlichste sein soll; auf meinem Dach zwischen dreisten Krähen und kreischenden Katzen, zwischen einem gelben Blumenteppich und technischem Zubehör für Fernseher und Warmwasserboiler, zwischen den Eingangshallen zum Himmel und dem Vorhof zur Hölle.