Globale Finanzmafia - machtlose Justiz?
Sechs Jahre lang hat die französische Ermittlungsrichterin Eva Joly die Untersuchungen des Finanzskandals um den Öl-Konzern Elf Aquitaine geleitet. Statt bei ihren Untersuchungen Unterstützung zu erfahren, wurde sie systematisch behindert, mit dem Tod bedroht, eingeschüchtert und illegal abgehört. Sie machte sich dabei den obersten Richter des Landes zum Feind und brachte sowohl den Elf-Aquitaine-Chef Loik Le Floch-Prigent als auch den ehemaligen Außenminister Roland Dumas zur Anklage. Für ihren Mut und ihre Beharrlichkeit zahlte Joly einen hohen Preis: intensivsten Polizeischutz rund um die Uhr und trotzdem permanente Angst um ihr Leben.
Heute leitet Eva Joly eine Antikorruptions-Kommission in Norwegen,die sich zum Ziel gesetzt hat, die internationalen Schwarzgeldströme offen zu legen. Joly belegt, dass Elf Aquitaine kein Einzelfall, sondern lediglich die Spitze des Eisbergs ist: "Nach sechseinhalbjährigen Untersuchungen von Hunderten von Finanzfällen habe ich die Gewissheit und die Beweise, dass 95 Prozent der großen Geldbetrügereien ungestraft bleiben." Joly dokumentiert, wie viele sehr reiche und einflussreiche Persönlichkeiten die Globalisierung der Finanzmärkte und Geldströme missbrauchen. Sie profitieren von dieser Pandorabüchse der Offshore-Bankenplätze, des internationalen Derivate-Handels, der Steueroasen und unkontrollierten internationalen Girozentralen. Sie haben ein "Reich der Straffreiheit" geschaffen, denn, so Joly, sie "leben außerhalb der Gesetze, weil sie stärker sind als das Gesetz."
"Im Auge des Zyklons" beschreibt die harten Fakten krimineller Geldgeschäfte in Verbindung mit Eva Jolys persönlicher Geschichte.