War er eher treibende Kraft oder Getriebener? Setzte er sich skrupellos über Moral hinweg oder war er Produkt einer Zeit, die keine Moral kannte? Wernher von Braun ist vor allem als Vater der Mondlandung bekannt doch er hatte auch eine andere Seite. Beim Bau und dem Einsatz der von ihm konstruierten "Vergeltungswaffe" V2 starben während des Zweiten Weltkriegs Tausende von Menschen. Später rechtfertigte er sich damit, er habe eigentlich immer den Mond im Blick gehabt, die Rakete sei nur "am falschen Ort gelandet". Doch auch nach dem Krieg baute Wernher von Braun zunächst Waffen: Atomraketen für die USA. Seine Technik war ebenso Triebkraft für das All wie für die Rüstungsspirale des Kalten Krieges. Während er zum Spurt auf den Mond ansetzte, führte die Kubakrise 1962 die Welt an den nuklearen Abgrund ein weiterer Beleg für die Doppelgesichtigkeit seiner Errungenschaften. Erst sehr spät richtete sich der kritische Blick der Biografen und Historiker auf Wernher von Braun als Waffenbauer und Mitverantwortlichen am Tod von Tausenden Zwangsarbeitern währen der NS-Zeit. Wie Stefan Brauburger in seinem Buch zeigt, spiegelt die Karriere des "Raketenmanns" geradezu beispielhaft die problematische Wechselwirkung von Wissen und Macht, von Technik und Moral, Kosten und Nutzen des Fortschritts.