Ganze Bibliotheken sind über Kaspar Hauser geschrieben worden. Um so erstaunlicher ist es, daß sich nach fast anderthalb Jahrhunderten ein umfangreiches Dokument gefunden hat, das hier zum ersten Mal gedruckt wird.
Es handelt sich um die Aufzeichnungen Georg Friedrich Daumers, der sich im Juli 1829 des 'sprachlosen Findlings' angenommen und ihn fünfzehn Monate lang in Nürnberg betreut und beobachtet hat. Daumer hat später mehrere Schriften über Kaspar Hauser publiziert, doch das Primärmaterial, auf dem sie beruhen, galt als verloren. Kriminalistische Sensationen haben diese Notizen nicht zu bieten, soch haben sie späteren Deutungen den frischen Blick und die Authentizität voraus.
Gefunden wurde Daumers Text im Nachlaß der Familie Feuerbach. Von Anselm Feuerbach stammt auch der klassische Bericht über den rätselhaften Fall, der hier zur Einführung abgedruckt wird. Eine weitere Entdeckung ist die unbekannte Aufzeichnung von Anselms Enkel: 'Hinwegschaffung von Persönlichkeiten'. Johannes Meyer und Jeffrey M. Masson, denen die Funde zu danken sind, runden den Band mit einem Bericht über die Hintergründe und mit einem Essay ab.