Zu den prägnantesten Gestalten des deutschen Geisteslebens zwischen Reformation und Aufklärung zählt Jacob Böhme (1575-1624). All jenen im 17. Jahrhundert, denen die Fesseln eines dogmatischen Christentums drückend waren und denen die Welt mit ihren Wunderdingen mehr Fragen aufgab, als im strengen Lehrgebäude der lutherischen Mauerkirche Antworten zu finden waren, ist Böhmes Leben und Werk rasch ein Begriff geworden. Seine Schriften boten weitgespannte Entwürfe, welche die Weltschöpfung ohne wissenschaftliche Terminologie und auf biblischem Fundament erschlossen. Böhmes Leser waren von seinen durch Himmel und Hölle führenden Höhenflügen fasziniert und genossen seine anschaulichen Vergleiche, die Schilderungen einer göttlich durchwirkten Natur als einen neuen Zugang zur Welt. Hier fand man schließlich auch den Trost eines zum Greifen nahen Gottes, der gegenüber dem Zorngott der orthodoxen lutherischen Theologie jener Zeit ein Gott der Liebe war. Die vorliegende Ausgabe bietet Böhmes Hauptwerke, den Erstling Die Morgen-Rote im Aufgangk (1612) und das Spätwerk De Signatura Rerum (1622), in kritisch revidierten Texten mit einem umfangreichen Kommentar.